Liebe alle,

hier schreibt Antonia. Vielleicht geht es euch ähnlich: Die Wochen vor Weihnachten fühlen sich jedes Jahr wie ein Endspurt an. Einmal im Jahr sitzen wir Freelancer:innen erstaunlich nah an unseren angestellten Kolleg:innen: alle versuchen noch schnell Projekte abzuschließen, bevor niemand mehr erreichbar ist. Drei Artikel fertig schreiben, einen nervösen Kunden beruhigen, der am 10. Dezember plötzlich noch Budget übrig hat, alle Rechnungen vor dem 24. rausjagen, weil „das Jahr ja abgeschlossen werden muss“. Und irgendwo dazwischen noch Weihnachtseinkäufe. Mit etwas Glück landet man auf einer netten Weihnachtsfeier, mit etwas Pech auf zehn zusätzlichen Terminen, die den Kalender endgültig sprengen. Feierlaune? Eher Fehlanzeige.

Jedes Jahr merke ich, wie ich in den Dezember hineinrutsche, völlig gestresst, und dann mit letzter Kraft in die Feiertage stolpere – um dort endlich zur Ruhe zu kommen. Denn das ist die einzige Zeit, in der ich als Freelancerin wirklich komplett offline sein kann. Keine E-Mails, keine Anfragen, nur Stille. Und nach dem Dezember tut genau das unglaublich gut.

Dieses Jahr freue ich mich aber nicht nur auf die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern auch auf meine erste richtige Weihnachtsfeier als Freelancerin, gemeinsam mit anderen Selbstständigen, ganz ohne Kund:innen. Lisa Wagner, Freundin und Markenstrategin aus München, hat ein Get-together für Freelancerinnen organisiert. Weil wir uns viel zu selten selbst feiern. Weil es gut tut, sich einmal kurz rauszunehmen und zu sagen: Hey, du hast dieses Jahr echt einiges geschafft.

Und ja: Mein 2025 war wild. 2026 darf gern leichter werden. Vermutlich geht es vielen von euch ähnlich.
Wenn ihr nicht in München seid, klopft euch bitte selbst auf die Schulter. Seid stolz auf euch. Stoßt mit anderen Freelancerinnen auf euch an.
Und wenn ihr in München seid: vielleicht sehen wir uns auf der Weihnachtsfeier. Alle Infos findet ihr unten, zusammen mit einem Interview mit Lisa.

Was nehme ich mit ins Jahr 2026? Euch. Diesen Newsletter. Die vielen Gespräche, die Ideen, den Austausch. Danke, dass ihr da seid und diesen Raum mit Leben füllt. Danke auch für eure vielen tollen Vogue-Pitches. Kann manchmal gar nicht glauben, was für tolle Menschen wir hier um uns herum haben. Bevor wir in den Weihnachtsurlaub starten, gibt’s natürlich noch eine End-of-Year-Folge von Michèle. Und ich sag schon mal: Happy Holidays – und einen guten Start ins neue Jahr!

Alles Liebe,
Antonia mit Michèle

Markenstrategin Lisa Wagner über die Frage “Warum tun wir das, was wir tun?”, ihre Idee von Slow Business und Selbstständigkeit mit Sinn

Als Markenstrategin bringt sie Unternehmen und Brands zum Strahlen – immer mit einer klaren Frage im Blick: dem Warum. Dieses „Warum“ treibt auch ihr eigenes Business an. Immer wieder spürt sie ihm nach und bahnt sich so ihren ganz persönlichen Weg durch den Freelance-Dschungel. Ihre neueste Idee? Eine Weihnachtsfeier für selbstständige Frauen in München. Denn viel zu selten feiern wir Freelancerinnen uns selbst. Uns hat Lisa außerdem verraten, welche drei Learnings sie in ihrer Selbstständigkeit am meisten geprägt haben, was sie sich für 2026 wünscht und warum Slow Business für sie kein Trend, sondern eine Haltung ist.

Du bist freie Marken-Strategin: Was macht für dich eine gute Marke aus?

Eine gute Marke entsteht für mich von innen nach außen. Es geht dabei nicht um ein perfektes Logo oder einen lauten Social-Media-Auftritt, sondern um einen klaren Kern, der in allem spürbar wird: in der Kommunikation, im Angebot, im Gefühl, das bei Menschen ausgelöst wird. Marken, die mich begeistern, wissen, wer sie sind, was sie beitragen wollen, und treffen mutige und vor allem konsistente Entscheidungen. Und Konsistenz ist tatsächlich das, womit sich die meisten Marken schwertun. Ist sie nicht gegeben, sendet eine Marke quasi „mixed signals“. Das kann man sich wie im Dating vorstellen: Wenn dir jemand gemischte Signale sendet, kannst du keine echte Verbindung aufbauen und kein Vertrauen entwickeln. So ist das bei Marken auch.

Wie gehst du an Branding & die Entwicklung von Marken heran?

Ich beginne immer mit der Essenz, mit dem „Warum“. Was macht dich, deine Dienstleistung oder dein Produkt wirklich aus? Warum tust du, was du tust? Und was unterscheidet dich von all den anderen da draußen? Diese Klarheit ist für mich der Ausgangspunkt. Erst wenn die Essenz klar ist, kann die äußere Sichtbarkeit überhaupt entstehen. Danach geht es darum, diese Essenz so zu übersetzen, dass andere sie sofort verstehen und fühlen können. Und dafür muss sie echt sein. Viele versuchen, etwas darzustellen, das sie eigentlich nicht sind – aus dem Gefühl heraus, nicht „gut genug“ zu sein oder es machen zu müssen wie andere. Und genau da wird sichtbar: Markenarbeit ist am Ende immer auch ein Stück Identitätsarbeit.

Du arbeitest nicht nur für Marken, Unternehmen und Hotels, sondern unterstützt auch selbstständige Frauen. Was treibt dich dabei an?

Ich bin selbst Frau und selbstständig: ich weiß genau, wie sich dieser Weg anfühlt. Und ich sehe so viele tolle Frauen da draußen, die mutig ihren eigenen Weg gehen, aber nie gelernt haben, wie man eine Marke aufbaut und wie man das, was in einem steckt, wirklich sichtbar macht. Und genau das liebe ich an meiner Arbeit: dass ich Frauen dabei unterstützen kann; damit sie ein Business aufbauen, das sie erfüllt und das sie auch finanziell trägt. Und wenn man mal ehrlich ist, motiviert mich am meisten, dass ich dadurch mein eigenes „Warum“ leben kann: Frauen darin zu stärken, ihr volles Potenzial zu leben.

Was macht dir bei deiner Arbeit am meisten Spaß? 

Ich liebe es, aus etwas Komplexem etwas Einfaches zu machen. Für Klarheit zu sorgen. Und am meisten freue ich mich über die Aha-Momente meiner Kund:innen, in denen sie plötzlich verstehen: „Markenstrategie ist ja gar nicht kompliziert, sie macht einfach alles leichter.“

Du sprichst oft von „Slow Business“. Was genau steckt dahinter und warum ist dieser Ansatz dir so wichtig?

Slow Business bedeutet für mich, das eigene Business bewusst zu steuern statt nur auf das zu reagieren, was von außen kommt. Viele Selbstständige hangeln sich von Auftrag zu Auftrag und verlieren dabei völlig die Kontrolle darüber, ob ihre Arbeit ihnen eigentlich Freude macht oder sie auf den Weg bringt, den sie gehen wollen. Slow Business ist das Gegenteil: bewusst wählen, wofür man seine Energie einsetzt. Projekte annehmen, die zur eigenen Vision passen. Ein Business nicht nur nach Umsatz zu messen, sondern auch nach Sinn und Erfüllung. Und sich Pausen, Routinen und Bewegung zu erlauben – ohne schlechtes Gewissen. Mir ist das wichtig, weil ich glaube, dass das der einzige Weg ist, wie Arbeit langfristig wirklich Freude machen kann und vor allem nicht irgendwann krank macht.

Und womit struggelst du manchmal in deinem eignen Business?

Definitiv mit meinem eigenen Perfektionismus. Er hält mich oft davon ab, Dinge einfach zu machen, weil ich immer denke, es müsste noch „besser“ sein. 2026 ist mein Motto „einfach machen“. Von daher kann es nur besser werden und mit meinem Xmas-Event für selbstständige Frauen am 18. Dezember habe ich damit ja quasi schon angefangen.

Stimmt, du veranstaltest erstmalig eine Weihnachtsfeier für selbstständige Frauen in München. Woher kam die Idee?

Die Idee kam, weil ich gemerkt habe, dass wir Selbstständige oft immer nur nach vorne schauen – zum nächsten Projekt, zum nächsten Schritt. Dabei sehen wir häufig gar nicht, wie weit wir eigentlich schon gekommen sind. So entstand Between Us, ein Xmas Gathering, bei dem wir Frauen uns einfach mal selbst feiern. Für das, was wir dieses Jahr geschafft haben, und für den mutigen Weg, den jede von uns geht.

Was sind deine drei wichtigsten Learnings der Selbstständigkeit?

• Klarheit beginnt bei mir selbst. Wenn ich langfristig erfolgreich in meiner Selbstständigkeit sein will, dann muss ich nicht nur am Business arbeiten, sondern vor allem auch an mir selbst. Denn je klarer ich weiß, wer ich bin, was ich kann und wohin ich will, desto leichter werden Entscheidungen und desto mehr kommen die passenden Kund:innen und Projekte von selbst.

• Mut wird immer belohnt. Mutig zu sein, den eigenen, authentischen Weg zu gehen und sich nicht mit anderen zu vergleichen, ist eines meiner wichtigsten Learnings. Auch wenn es manchmal schwer ist: es lohnt sich immer. Denn Mut wird langfristig immer belohnt.

• Erst klein ausprobieren. Statt ewig zu überlegen, habe ich gelernt, Ideen im Kleinen auszuprobieren. Man muss nicht sofort ins kalte Wasser springen, manchmal reicht es, erst mal einen Arm ins Wasser zu halten und zu schauen, wie es sich anfühlt. Du willst z. B. ein Catering-Business starten? Dann hoste doch erst mal ein paar Dinner-Partys für deine Freunde und schau, ob dir das im Tun wirklich Freude macht oder ob es nur in der Vorstellung so schön war.

Über Lisa Wagner

Lisa Wagner ist freie Markenstrategin und begleitet mit STUDIO WAGNER Marken, Menschen und Orte dabei, ihre Essenz zu erkennen und im Außen sichtbar zu machen – durch Branding, Marketingkampagnen, Events und Social Media. Ihr Fokus liegt darauf, Identität in klare Kommunikation und erlebbare Markenauftritte zu übersetzen. Zusätzlich unterstützt sie selbstständige Frauen in Strategie-Sessions dabei, ein „Slow Business“ aufzubauen, das sie erfüllt, finanziell trägt und nicht ausbrennt.

Ihr findet sie auf Instagram und auf ihrer Website.

Und auch in Hamburg gibt’s eine Weihnachtsfeier für Selbstständige

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Hast du einen Job zu vergeben?

Schickt uns eure Jobs/Aufträge/Themensuchen, dann nehmen wir sie am 9. Dezember 2025 mit. Hier geht es nochmal zu unserer Folge mit den FAQs für Auftraggeber:innen.

Das sind wir: 

Antonia Wille, geboren 1986, ist freie Journalistin, Autorin und Content-Strategin. Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaft, Neueren Deutschen Literatur und Italianistik begann sie als freie Journalistin für renommierte Publikationen wie stern, W&V, t3n, Elle sowie den Münchner Merkur und die tz zu schreiben. Seit 2008 ist sie Teil der deutschen Blogosphäre und gilt als Pionierin der Modeblogger-Szene. 2013 gründete sie gemeinsam mit Amelie Kahl und Milena Heißerer das Blogazine amazedmag.de, eines der einflussreichsten Online-Magazine für junge Frauen in Deutschland. Neben ihrer Tätigkeit als Journalistin und Content Creatorin lehrt sie als Dozentin für Social Media und berät Unternehmen und Agenturen in den Bereichen Content Marketing, Branding, Influencer Marketing und Social Media. Ihr erstes Buch „Angstphase“, ein literarisches Sachbuch über das Leben mit einer Angststörung, erschien 2020 im Piper Verlag. Mehr über sie findest du auf ihrer Webseite, Instagram und LinkedIn.

Michèle Loetzner, geboren 1982, hat Literaturwissenschaft an der LMU und der University of Helsinki studiert und währenddessen als Praktikantin in vielen deutschen Medienhäusern Kaffee gekocht und nachts gekellnert, um das alles zu finanzieren. Sie arbeitet nun seit fast 20 Jahren als Journalistin, die letzten zwölf davon frei, und achtet deshalb besonders darauf, dass Nachwuchs Chancen bekommt. Sie schreibt Reportagen und Essays für das SZ-Magazin, die Zeit und viele mehr, arbeitete aber auch als freie Textchefin für Magazinlegenden wie die deutsche Vogue. Sie hat den Bestseller “Liebeskummer bewältigen in 99 Tagen” (DuMont) geschrieben, der mittlerweile in mehr als sieben Sprachen übersetzt wurde. Sie spricht auf Bühnen und hostet Podcasts. Still und leise half sie in den letzten Jahren Unternehmen, ihre Workflows zu optimieren und Medienprodukte zukunftsfähig zu machen, begleitete Change-Prozesse und zeigte Teams, wie sie besser arbeiten können. Seit Februar 2025 kümmert sie sich festangestellt um die Kommunikation des ISI: Munich International Stone Center for Inequality Research. Zu ausgewählten Themen schreibt sie weiter frei und spricht auf Kongressen und Konferenzen. Manchmal wird sie sogar für Preise nominiert. Ab und an gewinnt sie die auch. Mehr über sie findest du auf ihrer Webseite, Instagram und LinkedIn.