Während die meisten Menschen bereits in fröhlicher Weihnachtsstimmung sind, haben viele von uns Freelancer:innen gerade jetzt den Kopf voll. Das letzte Quartal des Jahres ist für uns in der Regel das stressigste: Budgets müssen noch abgerufen, letzte Projekte abgeschlossen werden und jede:r Kund:in verlangt mindestens eine letzte Antwort - und natürlich Rechnungen. Zauberwort: Jahresabschluss. Für manche von uns beginnt jetzt erst der richtige Arbeitsansturm, denn in der Urlaubszeit sind wir oft am meisten gefragt. Von ruhiger Zeit und Entspannung bleibt dann kaum was übrig – und nicht selten liegt man (also wir) fix und foxi unterm Weihnachtsbaum und freut sich, dass jetzt 14 Tage lang so gut wie keine E-Mails hereinkommen. Endlich Verschnaufpause!

Einen kurzen Moment innehalten, tief durchatmen und sich vielleicht auch mal auf die Schulter klopfen: für all das, was wir in diesem Jahr als Freiberufler:innen nicht nur irgendwie geschafft, sondern in vielen Bereichen auch richtig gut gemeistert haben. Wahrscheinlich tun wir das viel zu selten, denn zwischen vollen E-Mail-Postfächern und der nächsten Anfrage bleibt oft kaum Zeit dafür. Dabei ist es so wichtig. Denn das Leben als Freelancer:in kann schnell zu einem wilden Ritt werden. Umso wichtiger ist es, zwischendurch die Pausetaste zu drücken und sich zu fragen: Was mache ich gerade? Will ich das wirklich? Was macht mich glücklich? Worauf bin ich stolz? Und was möchte ich im nächsten Jahr vielleicht anders machen?

Also, schnapp dir einen Stift – und mach’s uns nach: Hier sind drei Fragen, die du dir zum Jahresende stellen kannst. Jetzt. Unterm Weihnachtsbaum. Oder kurz vor Mitternacht an Silvester.

Antonia

Worauf bist du in diesem Jahr stolz?
Ich bin stolz auf diesen Newsletter. Noch mehr aber auf den Mut, gemeinsam mit Michèle endlich diesen Schritt zu wagen und das Projekt in die Tat umzusetzen. Und am meisten freue ich mich, dass so viele wunderbare Menschen diese Reise mit uns teilen. Ich bin immer noch überwältigt von allem, was in den letzten Wochen passiert ist, und gehe dank dieses Newsletters als eine sehr glückliche Freelancerin aus diesem Jahr.

Was war deine größte Herausforderung ?
Die größte Herausforderung war für mich persönlich, herauszufinden, wohin meine Reise als Freelancerin geht. Als Journalistin, Autorin und Content Strategin habe ich in den letzten Jahren viel für Agenturen abseits des Journalismus gearbeitet – aber das Schreiben sehr vermisst. In diesem Jahr habe ich versucht, den Spieß umzudrehen. Zum ersten Mal habe ich sowohl gut bezahlte als auch weniger gut bezahlte Jobs abgesagt, um mehr Zeit für das Schreiben von zwei neuen Büchern zu gewinnen. Mir bewusst Zeit für das zu nehmen, was ich wirklich will, hat mich einiges an Überwindung gekostet, aber es hat sich richtig angefühlt. Ach ja, und die zweite KSK-Prüfung nach fünf Jahren war auch ein kleiner Schock – aber jetzt bin ich Profi!

Was nimmst du mit – und was lässt du gehen?
Ich nehme den Mut mit, Neues zu wagen und die Freiheit, mich ständig weiterzuentwickeln. Ich möchte noch mehr darüber herausfinden, wer ich als Freelancerin sein will und die Gespräche mit anderen Freelancer:innen weiter intensivieren. In 2024 habe ich viele Kolleg:innen zum Austausch getroffen, was mir unglaublich gut getan hat. Meinen stillen Begleiter namens Imposter will ich hingegen in 2024 lassen. Irgendwann reicht’s dann auch mal, nicht?

Michèle

Worauf bist du in diesem Jahr stolz?
Dass es viel besser endet, als es begann. Mir ging es gesundheitlich und mental nicht gut, deshalb habe ich an vielen Stellen die Reißleine gezogen: Aufträge ausgeschlagen, Projekte abgegeben, auf meinen Körper und vor allem meine Psyche geachtet. Immer natürlich mit der Sorge: Wenn ich das jetzt absage, fragen die mich dann nie wieder? War`s das mit meiner Karriere? Rückblickend war das unbegründet, aber wer von uns kennt diese Sorge nicht? Der Cut war dringend nötig und ohne diese Reset-Taste gäbe es auch diesen Newsletter nicht und viele tolle Projekte, die für 2025 bereits eingetütet sind. Jetzt zu sehen, was aus Antonias und meinem ersten Brainstorming-Date im Mai wurde, macht mich so froh. Einmal mehr wird mir deutlich, dass es wichtig ist, dass wir Freelancer:innen uns zusammentun. Denn manche Kolleginnen werden zu echten Freundinnen.

Was war deine größte Herausforderung?
Aushalten. Boah, darin bin ich gar nicht gut. Aushalten, dass nichts geht. Aushalten, dass ich mich neu strukturieren muss. Aushalten, dass manche Wege Sackgassen sind. Aushalten, dass manche Kund:innen ihr Wort brechen. Aushalten, dass unser Beruf so wenig Wertschätzung bekommt. Aushalten, dass die Welt brennt und man nur bedingt etwas dagegen tun kann.

Was nimmst du mit – und was lässt du gehen?
Ich nehme mit: Ganz viel Liebe von Menschen, die auch geblieben sind, als es schwierig war. Ebenfalls ganz viel Zuversicht, dass 2025 gut wird. Und natürlich euch, Antonia und Fair Share. Was dagegen gern in 2024 bleiben kann, ist die (abgeschlossene!!!) KSK-Prüfung, die Suche nach einer geeigneten Software für die kommende E-Rechnung und der Wasserschaden aus dem Rohr meiner unsympathisch luxussanierten Nachbarwohnung.

Bevor wir uns jetzt in eine kleine Weihnachtspause verabschieden, gibt’s hier noch zwei feste Stellenangebote von Kitchen Stories, falls irgendwer von euch doch sagt: 2025 will ich kein:e Freelancer:in mehr sein.

Für uns und alle anderen Freelancer:innen sowie Auftraggeber:innen geht’s hier im Januar weiter mit spannenden Einblicken von Expert:innen, Netzwerk-Treffen (ja, wir feiern unseren Launch. Watch out!) und natürlich freien Jobs. Jetzt aber erstmal wunderbare Weihnachten, einen guten Start ins neue Jahr – und viiiiel Zeit zum Durchatmen!

Das sind wir: 

Antonia Wille, geboren 1986, ist freie Journalistin, Autorin und Content-Strategin. Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaft, Neueren Deutschen Literatur und Italianistik begann sie als freie Journalistin für renommierte Publikationen wie stern, W&V, t3n, Elle sowie den Münchner Merkur und die tz zu schreiben. Seit 2008 ist sie Teil der deutschen Blogosphäre und gilt als Pionierin der Modeblogger-Szene. 2013 gründete sie gemeinsam mit Amelie Kahl und Milena Heißerer das Blogazine amazedmag.de, eines der einflussreichsten Online-Magazine für junge Frauen in Deutschland. Neben ihrer Tätigkeit als Journalistin und Content Creatorin lehrt sie als Dozentin für Social Media und berät Unternehmen und Agenturen in den Bereichen Content Marketing, Branding, Influencer Marketing und Social Media. Ihr erstes Buch „Angstphase“, ein literarisches Sachbuch über das Leben mit einer Angststörung, erschien 2020 im Piper Verlag. Mehr über sie findest du auf ihrer Webseite, Instagram und LinkedIn.

Michèle Loetzner, geboren 1982, hat Literaturwissenschaft an der LMU und der University of Helsinki studiert und währenddessen als Praktikantin in vielen deutschen Medienhäusern Kaffee gekocht und nachts gekellnert, um das alles zu finanzieren. Sie arbeitet nun seit fast 20 Jahren als Journalistin, die letzten zwölf davon frei, und achtet deshalb besonders darauf, dass Nachwuchs Chancen bekommt und nicht wie sie damals die Post im Verlag verteilt. Sie schreibt Reportagen und Essays für das SZ-Magazin, die Zeit und viele mehr, arbeitet aber auch als freie Textchefin für Magazinlegenden wie die deutsche Vogue. Sie hat den Bestseller “Liebeskummer bewältigen in 99 Tagen” (DuMont) geschrieben, der mittlerweile in mehr als sieben Sprachen übersetzt wurde. Sie spricht auf Bühnen und hostet Podcasts. Still und leise hilft sie Unternehmen, ihre Workflows zu optimieren und Medienprodukte zukunftsfähig zu machen, begleitet Change-Prozesse und zeigt Teams, wie sie besser arbeiten können. Manchmal wird sie sogar für Preise nominiert. Ab und an gewinnt sie die auch. Mehr über sie findest du auf ihrer Webseite, Instagram und LinkedIn.